Mit der Ausbildung in Chi horsing bei Alexandra König hat sich so ziemlich alles verändert. Ich wollte nur noch die Wahrheit hören von meinen Pferden. Was bleibt übrig, wenn wir alles weglassen? Kein Halfter, kein Zaumzeug, kein Sattel, keine Seile, keine Gerte, kein Druck – weder körperlich noch psychisch, nur zwei Körper und zwei Geister. Was denken meine Pferde über mich, über die Zeit die wir miteinander verbringen? Wer bin ich für sie? Eine Freundin, eine Chefin oder doch nur Futterlieferant?
Um unsere Beziehung von Grund auf zu beleuchten und neu aufzubauen, musste sich einfach alles ändern. Ich habe die bewusste Entscheidung getroffen mit dem Reiten aufzuhören, habe mir selbst geschworen, erst wieder auf ein Pferd zu steigen, wenn ich dazu eingeladen werde. An dem einen Tag eine ehrliche Beziehung heucheln und am nächsten Tag, schnür ich sie wieder auf ein Packerl zusammen und benutze sie für die Befriedigung meiner Bedürfnisse. Nein, es gab keinen Weg zurück, ich musste es wissen.
Die Antworten haben mir nur leider nicht immer gefallen, vor allem am Anfang hab ich öfter ein Nein gehört. Genau so oft hab ich meine Entscheidung wieder in Frage gestellt. Eigentlich war es mein gekränktes Ego, das versuchte mich wieder zurück in die alten Muster zu ziehen. „Das kannst du dir nicht gefallen lassen! Die verarscht dich nach Strich und Faden! Da musst du dich durchsetzen!“ Ein ständiger innerer Kampf, den ich manchmal gewonnen und auch oft verloren habe.
Persönlichkeitsentwicklung mit dem eigenen Pferd
Und diese herzensguten Wesen, gewährten mir jeden Tag, wieder aufs Neue, die Chance es besser zu machen, oder zumindest anders. Ich habe angefangen wahrzunehmen und zu verstehen, welche wertvollen Botschaften jedes Pferd für mich bereit hält. Immer nur das was aktuell an der Oberfläche kratzt, gerade so viel, wie ich auch schaffen kann. Was hier an Entwicklung in kürzester Zeit möglich ist, dabei kann dich nur ein Pferd so präzise leiten. Absolut ehrlich und was noch viel wichtiger ist, ohne Interpretation, Klarheit in seiner reinsten Form.
Meine erste und einprägsamste Erfahrung diesbezüglich, hatte ich mit Jeannie. Was mir von Anfang an auffiel, waren die hochgezogenen, gekräuselten Nüstern. Zurück gelegte, aber noch nicht angelegte Ohren, bei hochgetragenem Kopf und fixierendem Blick. Das Interessante war, dass sich über die Zeit unsere Beziehung schon sehr gut entwickelt hatte, sie kam schon immer angelaufen, hat gebrummelt und auch die Sozialpflege sehr genossen. Sie hatte weder Grund noch Anlass mich abzuwehren, aber sobald sich unsere Energiefelder berührten… zack war das Gesicht wieder da.
Bewusstwerdung
Es hat mich ein bisschen wahnsinnig gemacht. Was hat das mit mir zu tun? Was ist in mir was sie so verabscheut? Es hat ein bisschen gedauert und ich hatte auch Hilfe von Alexandra König bei der Übersetzung. Immer wieder die Frage, was zeigt sie mir? ABLEHNUNG, sie zeigt mir Ablehnung! Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Sie zeigt mir die Ablehnung gegen meinen eigenen Körper. Kennt vielleicht der ein oder andere, irgendwie ist immer irgendwas nicht richtig oder eher sogar das meiste. Zu dick, die Nase zu groß, zu dies, zu das und halt nicht schön genug. Mhmm ganz toll und ziemlich bescheuert so über sich und seinen eigenen Körper zu denken. Wo er doch jeden Tag für mich da ist und ich ALLES mach kann!
Ich musste herausfinden wann und was mich dazu gebracht hatte so eine Scheiße von mir zu denken. Da wären wir wieder bei der Kindheit, Situationen die wir als Erwachsener völlig anders bewerten würden (oder auch nicht). Es gab viele solcher Momente, wo ich nicht richtig war. Eingebrannt hat sich in meinem Hirn, das Leiberl hochziehen von Oma vor versammelter Verwandtschaft, mit anschließendem Speck zwicken. Na komm, ist ja nicht so schlimm. Da haben es andere sicher schlimmer erwischt. Ja mit Sicherheit. Für mich haben diese Erfahrungen als Kind schon ausgereicht um mich von meinem Körper abzuschneiden.
Und dann ist etwas Wunderbares passiert. Allein nur die Bewusstwerdung hat schon dazu geführt, dass sich die Jeannie mir am nächsten Tag ohne gekräuselte Nüstern genähert hat. Und das war noch nicht alles, ich spüre es noch heute, weil an diesem Tag eine Türe aufgegangen ist, eine Türe zu mir, eine Türe zu den Pferden, eine Türe in eine Welt des Ganzwerdens. Ich wollte nur ihre Reaktion auf mich und mein Energiefeld sehen und stand regungslos im Auslauf. Sie kam auf mich zu, freundlich und hat mich mit ihrem ganzen Körper von vorne bis hinten abgestrichen, umgedreht und die andere Seite.
Von diesem Tag an war Ablehnung kein Thema mehr für Jeannie, dafür hat sie sich dann die nächste Schicht vorgenommen. Ich habe schon noch weiter an diesem Thema für mich gearbeitet, die abwertenden Gedanken aus meinem Kopf verbannt, die alten Gefühle nochmal gefühlt. 4 Stunden rumgeheult, bis ich tatsächlich wie ein Gremlin aussah.
Die Vorträge und Meditationen von Robert Betz haben mir damals sehr dabei geholfen.
Die helfen immer noch.
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