Der Blick hinter die Maske, Wahrnehmung auf allen Ebenen, der Blick hinter die Fassade. Auf dem Weg zum Kern, auf der Suche des Ursprungs, müssen die Hüllen fallen. Um das Pferd anzunehmen wie es ist, muss man erst erkennen wer es ist. Und da gibt es bei meinem Trajano viel zu ergründen, trotz seines jugendlichen Alters von 4,5 Jahren, wirkt er viel älter. Manche würden sagen, in ihm steckt eine alte Seele. Ich freue mich ihn kennenzulernen, möchte alles über ihn erfahren. Und das Schöne ist, Pferde spüren das sehr genau und spiegeln es in gleichem Maße.
Ein Blick hinter meine Maske
Vorweg möchte ich gleich alle Vermutungen entkräften, ich bin keine EsoterikTante. Ich rieche meist nach Pferd und nie nach Engel Aura Spray. Ich lebe auf der Erde, die PfERDE leben auch auf der Erde. Sich mit der geistigen Welt zu befassen, zu verstehen was wir nicht sehen und nicht begreifen können, halte ich für förderlich. Dabei zu lernen den Boden nicht unter den Füßen zu verlieren, vor lauter Wünsche ans Universum, Visualisieren und Meditieren, auch. Alles kraftvolle Werkzeuge, aber das Leben findet draußen statt und die Wirkung setzt mit der Umsetzung ein.
Es gibt viele Zugänge, man kann es nennen wie man will, Bauchgefühl, Energie, Wahrnehmung, Spiritualität, Unterbewusstsein, Aura, Glaskugeldings, Familienaufstellung, UNO äh Kartenlegen. Alles zielt darauf ab, sich BEWUSST zu werden, unter Zuhilfenahme diverser Medien. Eine Lebensaufgaben = die Aufgabe des Lebens. Das ist also meine Überzeugung, die geistigen Gesetze gelten für alle, ob wir daran glauben oder nicht und tadaaa ob wir danach handeln oder nicht. Nichts passiert einfach so, es gibt keinen Zufall. Und ich kann dir sagen, die Sache wird nicht leichter, wenn dir so wie mir zufällig ein Pferd auf der Straße tödlich verunfallt.
Wieder ein bisschen Wahrheit
Für mich bedeutet es genau hinzusehen, wahrzunehmen und zu überprüfen ob es tatsächlich die Wahrheit ist. Ich gehe diesen Prozess für mich immer der Reihe nach durch, egal was das Leben mir bringt. Es ist mir sehr wichtig meine Lernaufgaben zu erkennen und anzunehmen, mich nicht sinnlos zu ärgern über Dinge die ich nicht ändern kann. Ein neues Pferd, eine Aufgabe, zwischenmenschliche Herausforderungen. Ich bin mir mittlerweile sicher, es gibt mehr als 4 Fälle. Jeglicher Fall von unvorhersehbarem Ereignis – Vorfall, Zufall, Unfall, Ausfall, Anfall, Umfall, Beifall, Abfall, Einfall, Hinfall, Notfall, Verfall.
Ist das der Fall? Gut, es geht daran die Dinge zu analysieren, Fragen, Muster erkennen. Was hat es mit mir zu tun? WAS hat mit mir zu tun? Auf welcher Ebene sind wir gleich? Auf welcher Ebene lehne ich genau das ab? Durch diese Fragen komme ich immer weiter voran in Richtung Bewusstwerdung. Warum kommt dieses Pferd in mein Leben? Genau zu diesem Zeitpunkt? Ein Pferd das unter den Anforderungen an ihn zusammen gebrochen ist.
Wir finden es gemeinsam heraus, welche Anteile gehören zu ihm. Wer ist er? Was hat er mitgebracht, was hat er erworben? Was zeigt er im Verhalten? Was zeigt sein Körper? Ich arbeite mich einmal von Außen nach Innen und wieder zurück. Beginnend beim Kopf. Tiefe Kuhlen über den Augen, auch bezeichnet als Stress-, Schmerz- oder Kummerkuhle, eine ausgeprägte Sorgenfalte, das Auge sehr oft ins Dreieck gezogen. Aural Plaque im rechten Ohr, ein blockiertes Zungenbein, das Genick verhärtet. Eine Berührung am Kopf in dem Bereich Genick/ Ohren wird vehement abgewehrt.
Der Bereich des Halsanteils des Haupttragemuskels (M. cervical serratus ventralis) ist nicht ausgefüllt, da ist schon eher eine Delle. Blockaden der unteren Halswirbel C5 – C7 und im CTÜ (cervico thorakaler Übergang Hals/ Brustwirbelsäule). Das Brustbein steht hervor, die Brustmuskulatur erscheint gut ausgeprägt, ist aber schlaff. Die Vordergliedmaßen sind beidseits nach innen rotiert, zeheneng daraus folgender Überbelastung lateral, Hufe zeigen zusätzlich ein High/Low mit Vorbiegigkeit. Die Ellbogen klemmen unter dem Rumpf, da passt nicht einmal meine Hand dazwischen. Der Bauch hängt, wirkt wie eine querliegende Tonne. Das Becken aufgestellt, die Hinterbeine stehen nach hinten raus mit zu steiler Winkelung im Sprunggelenk. Daraus ergibt sich eine wunderschöne Hängebrücke, genauer eine verspannte, durchhängende Rückenlinie, die Muskulatur seitlich der Wirbelsäule wirkt wie ausgehöhlt. Wer hat’s erraten? Das bezeichnet man als Trageerschöpfung.
Weiter nach Innen, erlerntes Verhalten trennen von seinem wahren Wesen. Sehr aufschlussreich sind dabei die Beobachtungen aus der ersten Zeit der Integration in die Herde. Für die Zeit in der Herde war Trajano komplett „ON“ und das nicht weil die anderen es gefordert haben. Ich habe ihn anfangs immer wieder separiert, damit er zur Ruhe kommt, denn das hätte sein Körper nicht ewig so geleistet. War er dann allein, ist er völlig in sich zusammen gesackt, in einen apathischen Trauerzustand. Selbst beim Fressen sah er aus, als hätte ihn jemand zum Heu hingeprügelt.
Aus dem Grund habe ich mich dann entschieden, ihn möglichst schnell in die Herde zu integrieren. Mein Gefühl sagte mir, er braucht so sehr eine Familie die ihn jetzt auffängt. Und außerdem wollte er unbedingt zeigen was für ein Mann in ihm steckt, meine beiden Stuten haben da sehr unterschiedliche Geschmäcker. Trajano hat Mafaldas Herz im Sturm erobert und von Tag eins an, weicht sie ihm nicht mehr von der Seite. Für meine Jeannie hingegen ist das definitiv zu viel Mann, zu viel Herrscher, zu viel Alles. Sie meidet ihn von Tag eins an, hat mir aber alles über ihn verraten.
Ich habe also fast eine Woche im Stall gewohnt und hab aktiv die Integration begleitet, was natürlich auch sehr zuträglich für unsere Beziehung war. Er wurde erwartungsgemäß sehr gut und schnell aufgenommen, man konnte zusehen wie sich die Distanzen verringerten. Dabei konnte ich in den ersten Tagen etwas sehr Interessantes beobachten. Trajano hat sich immer wieder selbstständig von der Herde entfernt, ging auf die andere Seite des Paddocks und fing von dort aus an, verzweifelt nach den anderen zu rufen. Ging dann wieder zurück und findet ganz erleichtert seine Familie wieder. Für mich sehr schön zu sehen, wie es arbeitet in ihm, er geht in sein Gefühl, fühlt es, verwandelt es und damit sich.
In jeder neuen Situation mit dem Menschen zeigt er sich erstmal hochreaktiv, mit Hang zum Drama inkl. Festfrieren. Das zeigt mir, was er bisher für sich gelernt hat. Flüchten ist nicht erwünscht, was er stattdessen machen soll weiß er aber auch nicht. Bevor überhaupt etwas passiert, hat er schon soviel Stress dass etwas passiert, so ist Lernen überhaupt nicht möglich. Und wenn es sich dann doch entlädt, dann unkontrolliert in alle Richtungen, auch Richtung anderer Lebewesen. In dem Moment ist er im wahrsten Sinne des Wortes außer sich. Er trägt weder Sorge für sich, noch für andere, wie es sonst in einem sozialen Gefüge üblich ist.
Ich hab es jedem einzelnen Pferd gesagt, aber ich muss noch einmal betonen wie unendlich stolz ich auf diese Herde bin. Jeder kennt seinen Platz und seine Aufgabe, es ist so eine harmonische Gruppe. Keine Arschlöcher, keine Verlierer – keine Verletzungen. Dafür bin ich so dankbar.
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