Einer der wichtigsten Aspekte wie ich finde und vielleicht auch der schwierigste, angesichts der Schnelllebigkeit unserer Zeit. Es ist für mich die Basis für alle weiteren gemeinsamen Aktivitäten mit dem Pferd, die wir gemeinhin als ‘‘Arbeit‘‘ bezeichnen. Die beginnt nicht erst, wenn man den Reitplatz erreicht oder auf dem Pferderücken Platz genommen hat. Die Kommunikation beginnt schon bevor wir dem Pferd begegnen, bevor wir das Pferd holen, ja schon bevor es uns überhaupt sieht.
Wir wollen leise Signale geben, fein reiten mit unsichtbaren Hilfen. Der Umgang soll leicht sein, das Pferd durchlässig und jederzeit aufnahmebereit. Aber bin ich das auch für mein Pferd? Höre ich zu? Bin ich nicht nur körperlich anwesend? Der Zauber entsteht wenn die mentale Verständigung in beide Richtungen fließen kann. Ganz nebenbei kann das Pferd endlich aufhören uns zu testen und wachzurütteln. Es muss uns nicht mehr auf die Füße treten und sich vor Geistern erschrecken.
Damit du verstehst was ich meine, erzähle ich dir eine Geschichte von mir und meiner Sara. Ich hab also vor vielen Jahren mit meiner Sara angefangen „Horsemanship“ nach Parelli zu machen. Sieben Spiele hörte sich erstmal interessant und lustig an, damit verband ich direkt was Positives. Das lief dann folgendermaßen, wir gehen also auf den Platz um etwas zu üben. Die ersten Spielchen hat sie ja noch toll mitgemacht, lässt sich überall anfassen, weicht auf minimalen physischen Druck, dann kam die Sache mit dem mentalen Druck.
Sie soll rückwärts weichen, nach dem Prinzip der Druckstufen, beginne ich also damit mich aufzubauen, keine Reaktion. Sanftes Schwingen des Seils, sie steht noch immer. Stärkeres Schwingen, der Kopf geht nach oben. Kräftiges Schwingen, der Kopf geht noch weiter nach oben und die Augen blitzen in einem kräftigen Rot. Schleudergang inklusive Karabinerknallen an das Unterkiefer, sie steht noch immer wie angewurzelt, die Nase lang, die Nüstern hochgezogen, die Augen zwei Schlitze. Wäre sie ein Hund, hätte man lautes Knurren vernommen. Ich habe mich dafür entschieden ihre Antwort zu akzeptieren, habe meine Forderung eingestellt, der Feuerdrache verschwand.
Jetzt kann man natürlich sagen, da hätte ich mich behaupten müssen und durchgreifen. Aber wieviel Gewalt muss ich anwenden bis ich das Ziel einer „Übung“ erreiche?
Was war wirklich geschehen? Schon vor der eigentlichen Übung, beim Putzen, hat mich meine Sara schon schön mit der Schulter verschoben. Nicht nur einmal. Sie arbeitet mit mentaler Kraft und macht ihren Schritt einfach, ich weiche aus und schiebe sie mit physischer Kraft wieder zurück. Da hat sie mich toll trainiert, oder? Ja und ich hab mich die ganze Zeit benommen wie Stück Brot und wedle dann noch wild mit dem Seil. Völlig zu Recht, hat sie diese Anforderung verneint. Ich hab ihr nur zum wiederholten Mal bewiesen, dass ich keine Ahnung von Kommunikation habe, schon gar nicht von Pferdisch.
Das wars dann mit unserer Parelli Karriere.
Herdenkommunikation
Ich musste also weiter suchen und lernen, es muss auch einen Weg ohne Gewalt, ohne massiven Druck geben. Der erste Schritt auf diesem Weg war für mich achtsamer zu werden. Jeder Schritt, jede Kopfbewegung, jedes Ohrenzucken hat etwas zu bedeuten. Pferde machen das nicht einfach so, es ist ihre Sprache. Dabei halten sie sich, im Aufbau der Kommunikation, immer an eine bestimmte Reihenfolge. In der Herde können wir beobachten, dass meist schon der Gedanke, die Intention ausreicht. Alle Herdenmitglieder stehen permanent in einer mentalen Verbindung. Weiters wird das Vorhaben völlig kongruent über die Körpersprache ausgedrückt. Bevor es tatsächlich zu einer physischen Berührung kommt, wird das Pferd immer erst körpersprachlich mit mehr Energie verstärken. Im letzten Schritt kommt es zu einer Berührung.
Für mich hat sich herausgestellt, dass nicht das Pferd, sondern in erster Linie ich, ganz schön viel zu Lernen und zu Üben habe. Ein gern genanntes Beispiel, ist der Gedanke an den Galopp und zack das Pferd galoppiert an. Ja Pferde können unsere Gedanken lesen, aber wie schaut es bei uns aus? Können wir das auch?
Ein Anfang könnte sein, unserem Pferd genau zuzuhören und kleinste Bewegungen wahrzunehmen. Immer wieder die Frage zu stellen, was war davor? Und was habe ich in diesem Moment in mir wahrgenommen? So kommen wir wieder mehr ins Fühlen. Und mit ein bisschen Übung können auch wir die Intention des Pferdes erspüren.
Vielleicht möchtest du es zB beim Putzen mal ausprobieren. Auf Drücken, Ziehen und Schieben zu verzichten und stattdessen über ein inneres Bild und die dazu passende körpersprachliche Geste dem Pferd zu vermitteln was du möchtest.
Ich wünsche euch eine schöne Zeit zusammen.
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